1000 und eine Nacht in Marrakesch


Wir landen auf dem modernen Airport und sind rasch in der Altstadt von Marrakesch. Unser Taxi fährt rasant über breite Boulevards an Fuhrwerken, Mofas und hupenden Lastern vorbei zu unserem Hotel direkt am Djemna el Fna, dem Platz der Gaukler, dem Herzen der Stadt.
Wir schlendern über den riesigen Platz. Märchenerzähler sorgen für offene Münder bei den Umstehenden; wir verstehen kein Wort aber die Reaktionen des Publikums und das Minenspiel des Erzählers genügen, um uns zu faszinieren. Schlangenbeschwörer flöten unaufhörlich, Wahrsager sitzen vor astrologischen Symbolen, Briefeschreiber kauern vor ihren Kunden und Wasser-Verkäufer laufen rufend über den Platz. Zum Strassenzahnarzt gehen wir aber doch nicht… Dann lieber zu den Orangensafthändlern, ein Glas für 20 Cent, hmmm… lecker! Mit einer Tüte Datteln gehen wir in den Basar, den Soukh. Der größte Soukh Marokkos wird uns insgesamt zwei volle Tage sehen. Alles, buchstäblich alles gibt es hier. Niemand redet auf uns ein, niemand zerrt an uns herum, keiner läuft uns nach. Wir finden auch so Schuhe, Lampen, Lederwaren und wünschen uns, mit einem LKW gekommen zu sein, um all die Spiegel, Möbel oder Teppiche mitnehmen zu können. Wir lernen schnell. Melanies Ehrentitel am Ende der Reise ist „Madame Berber“, die Frauen des Stammes sind im Handeln die Meister.
Am Nachmittag krächzen zum vierten Mal die Muezzine über die Lautsprecher der Minarette ihren Ruf zum Gebet. Wir sehen aus einem der vielen Strassencafes am Platz wie die Menschen in die Moscheen laufen.
Unser Führer zeigt uns die schmalen Gassen des ältesten Teils der Stadt. Viele Häuser hier sind in Riads (Hotels) umgewandelt worden. Wir sinken mit unserem Tee in einem der Riads in die Kissen und fühlen uns wie die Könige. Absolute Ruhe, Licht durchflutet den Innenhof; leise kommt eine Kellnerin und schenkt nach.
Wir bewundern die unglaublichen Holzarbeiten in der alten Koranschule, staunen über den Luxus eines Stadtpalastes eines Grosswesirs; im alten Saadieerpalast nisten Störche auf den Dächern. Nachmittags fahren wir mit der Droschke zunächst zu den Majorelle-Gärten, die Yves St. Laurent gehören. Noch berauscht von der Farbenvielfalt, fahren wir um die Stadtmauer aus dem 12.Jahrhundert vor der schneebedeckten Kulisse des hohen Atlas.

Abends genießen wir in einem der vielen Palastrestaurants die unglaubliche Vielfalt der marokkanischen Küche, von der Paul Bocuse sagt, dass sie neben der französischen und chinesischen für ihn die einzige sei. Am nächsten Abend führt unser Weg wieder zum Gaukler-Platz, auf dem allabendlich hunderte von Imbissbuden aufgebaut sind. Wir essen eine traditionelle Suppe und danach Fleischspieße vom Grill. Dann tauchen wir wieder in das Geschehen am Djemna el Fna ein, hören Musikern zu, lassen uns von Zauberkünstlern auf den Arm nehmen, lachen über Theatergruppen und trinken den zehnten Saft des Tages.
Ein Abstecher führt nach Essauoira. Von Portugiesen gegründet, wirkt die Stadt wie ein andalusisches Dorf. Wir essen ein Baguette auf den Mauern der Festung und genießen den Sonnenuntergang über dem Atlantik. Möwen kreischen, es riecht nach Fisch, der auf vielen Grillständen fangfrisch zubereitet wird. Essauoira ist eine lässige Stadt, vor uns haben das schon Jim Morrison, Jimmy Hendrix oder Mick Jagger so empfunden.

Zurück in Marrakesch empfängt uns wieder das bunte Treiben. Die Gnaua-Musik der Berber untermalt leise den Abend. Wir träumen uns in eine Zeit, die in der Stadt offenbar wird. Karawanen kommen aus der Sahara, auf den Kamelen Salz und Hirse. Auf den Märkten wird gefeilscht, Männer trinken Tee in den umliegenden Gassen. Marrakesch verzaubert uns.

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